Würzburg, 10. September 2003
"Wir fordern die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit"
Interview mit Moritz Kracht
Moritz Kracht ist Vorsitzender der Jungen Liberalen in Unterfranken und kandidiert für die FDP bei den bayrischen Landtagswahlen im September. Der 22-jährige Würzburger war bei daily X für ein Interview.
Moritz Kracht: Die FDP ist die einzige Partei, die sich aktiv für Bürgerrechte einsetzt und dabei nicht wie andere nur auf den Staat vertraut.
Was hat dich in deiner Jugend am meisten beeinflusst?
Kracht: Politisch gesehen war es die Arbeit in der SMV und mein Jahr als Schülersprecher. Die Erfahrung, Verantwortung zu übernehmen und eine soziale Gruppe zu vertreten, hat mich beeinflusst und hat auch mein Interesse an Politik geweckt.
Wie bist du zur Politik gekommen?
Kracht: Bei der Bundestagswahl 1998 durfte ich zum ersten Mal wählen. Ich habe mich intensiv damit beschäftigt, wem ich meine Stimme geben soll. Die FDP hat mir am ehesten zugesagt. Ich bin dann zu den Jungen Liberalen gegangen, weil ich nicht nur wie andere am Stammtisch schimpfen will, wenn mir etwas nicht passt, sondern selber etwas verbessern möchte.
Gewalt und Mobbing sind ein großes Problem an den Schulen. . .
Kracht: . . . und nur bedingt ein Problem der Politik. Zuerst ist es die Aufgabe der Elternhäuser, die Kinder ordentlich zu erziehen. Allerdings ist das ohne passende Rahmenbedingungen schwierig. Gerade bei geschiedenen Paaren oder wenn beide Eltern tagsüber arbeiten müssen sind die Kinder oft zu lange alleine zu Hause und werden nicht pädagogisch beaufsichtigt. Deswegen will die FDP Ganztagsschulen einführen, so dass die Kinder nachmittags pädagogisch betreut werden.
Stichwort PISA-Studie: Wo liegen deines Erachtens nach die Probleme und welche Lösungsansätze bietest du?
Kracht: Wenn ich mich heute für einen Job bewerbe, muss ich mich mit meiner bayrischen Bildung nicht nur mit Leuten aus anderen Bundesländern messen, sondern habe auch Konkurrenz aus Frankreich, Spanien, Skandinavien und anderen europäischen Ländern. Ich kann nicht verstehen, dass wir uns in Bayern damit begnügen, zwar auf Platz eins in Deutschland zu stehen, europaweit jedoch nur im Mittelfeld zu liegen. Wir müssen die Jugendlichen fit machen, damit sie in diesem Wettbewerb bestehen können.
Die FDP möchte das letzte Kindergartenjahr zu einer Art verpflichtenden Vorschule umwandeln, in dem Kinder auf spielerische Weise an erste Lerninhalte herangeführt werden sollen. Auch wollen wir die Lehrpläne entrümpeln und neue Schwerpunkte setzen: der Umgang mit Computern und Internet wird zur Zeit viel zu wenig gelehrt, auch Fremdsprachen und politische Bildung kommen noch zu kurz. Wir fordern die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf zwölf Jahre und was besonders wichtig ist: in keiner Klasse, egal in welcher Schule, sollen mehr als 25 Schüler sitzen.
Zur Zeit sind Studiengebühren und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unis im Gespräch. Was denkst du darüber?
Kracht: Studiengebühren halte ich für den falschen Weg. Es kann nicht als erstes der Griff in den Geldbeutel der Studenten die Lösung sein. Generell wollen wir die Hochschulen autonomer machen, damit sie sich ein eigenes Profil erstellen können. Die Hochschulen sollten ihre Studenten selber auswählen können. Die ZVS wollen wir abschaffen.
Wie will die FDP mehr Ausbildungsstellen schaffen?
Kracht: Politik kann nur schwer in die Wirtschaft eingreifen. Ich baue hier stark auf das Verantwortungsgefühl der Unternehmer: Es muss in deren Interesse sein, qualifizierte Mitarbeiter auszubilden. Wir sind gegen die von der Bundesregierung angestrebte Zwangsabgabe.
Viele Jugendliche sympathisieren mit Attac. Wie stehst du dazu?
Kracht: Ich denke, die Globalisierung bringt uns viele Vorteile. Bestimmt gibt es berechtigte Bedenken der Globalisierungsgegner, die ich gar nicht abstreiten will. Dennoch glaube ich, dass eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit auch zu besseren politischen Beziehungen führt und so viele demokratische Grundwerte verbreitet werden.
Wie versucht die FDP im Wahlkampf Erstwähler anzusprechen?
Kracht: Viele unserer Programmpunkte, wie Bildungspolitik, sprechen junge Wähler an. Auch sind unserer Kandidaten sehr jung. Wir wollen zeigen, dass sich politisches Engagement lohnt und man damit auch Dinge bewegen kann.
Das Gespräch führte Frauke Schäfer