14.02.01, Volksblatt Würzburg
"Sperrfrist ist Mist"
Immer bunter wird der Kreis der Kritiker an der Gebührenerhöhung der Stadt Würzburg für zusätzliche Schankzeiten ab ein Uhr nachts, und beständig lauter wird dessen Forderung nach einer Lockerung oder generellen Aufhebung der Polizeistunde.
Kräftig ins Zeug legen sich derzeit neben den betroffenen Wirten und deren Interessenvertretung, der Kreisstelle des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (BHG), auch die Würzburger "Jungen Liberalen" (JuLis) sowie die "Ökologisch-Demokratische Partei" (ÖDP). Unter dem Motto "Sperrfrist ist Mist" machen die JuLis dieser tage mit Plakat- und Unterschriften-Aktionen darauf aufmerksam, dass Sperrfristen eine "unangemessene Einschränkung der persönlichen Freiheit für Gäste, als auch der unternehmerischen Freiheit für Wirte" bedeuten, und fordern die Stadt Würzburg auf, "ihre Gebühren deutlich zu senken oder aber die Sperrzeit zu verkürzen".
Seit drei Wochen läuft ihre Aktion, an der sich rund 30 Gastronomiebetriebe beteiligen. Ihrem Anliegen Nachdruck verliehen haben die JuLis am Samstag mit einem Infostand am Sternplatz, der auch für den kommenden Samstag geplant ist. "Die Zahl der Unterschriften hat sich auf deutlich über 1000 erhöht", berichtet der Vorsitzende, Marco Graulich. Sein Ziel: 10.000 Unterschriften, die dann dem Stadtrat vorgelegt werden sollen.
BHG-Kreisverbandsvorsitzender Rudolf Kneucker hat seinem Unmut mit einem Besuch im Rathaus bereits Luft gemacht und die jüngsten, von der Stadt nicht angekündigten Gebührenerhöhungen gegenüber dem Oberbürgermeister Jürgen Weber als "unangemessen und zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt" kritisiert. Kneucker weiter: "Ich sehe nicht ein, dass das Gastgewerbe als Prügelknabe für eine völlig verfehlte kommunale Finanzpolitik herhalten soll." Zudem vermisst Kneucker die Solidarität der Verantwortlichen: "Wie kann sich ein Stadtrat öffentlich über erhöhte Getränkepreise im Maritim aufregen, während gleichzeitig die Stadtverwaltung eine drastische Gebührenerhöhung für die Sperrzeitverkürzung verfügt?"
Über den BHG-Hauptverband in München habe man bereits die Landesregierung dazu aufgefordert, die Sperrzeit aufzuheben. "Damit wäre der Gebühren-Ärger ein für alle Mal vom Tisch", erklärt Kneucker, "und ein zweites Problem gelöst": Die schmerzlichen Erfahrungen der hiesigen Wirte mit ihrer benachbarten hessischen – dort wurde die Sperrzeit bereits aufgehoben – und baden-württembergischen Konkurrenz, bei der man während der Woche bis zwei Uhr und am Wochenende bis drei Uhr zechen kann.