22.08.01, MainPost Würzburg-Stadt: STANDPUNKT
Leberkäs' statt Lotto-Käs'
JuLis "retten" Stadt
Sehnsüchtig hatte man in der Stadt darauf gewartet: Das Wunderrezept zur Behebung der Würzburger Finanznöte. Die Jungen Liberalen (JuLis) haben es jetzt aus dem Hut, oder besser gesagt aus dem Sommerloch gezaubert. Was sie noch brauchen, ist ein bisschen Glück. Der FDP-Nachwuchs spielt am Samstag nämlich Lotto.
Es gilt mitzufiebern, denn einen Gewinn wollen die Freien Demokraten aus freien Stücken der Stadt schenken. Einzige Auflage: Das Geld soll in die Würzburger Jugendarbeit gesteckt werden – womit die Wirtschaftsliberalen in einem Aufguss gleich noch ihre Kompetenz in drängenden sozialen Fragen unterstreichen. Bei folgenden Zahlen sollte am Samstag ein Aufschrei durch die Gassen Würzburgs hallen: 17, 18, 33, 41, 43, 46, Superzahl 3.
Nein, Größenwahn darf man den liberalen Lottospielern wirklich nicht unterstellen. Sie wissen genau, dass ihre Chance auf einen Gewinn eher hauchdünn ist – aber immerhin größer "als dass der Stadtrat in seiner momentanen Zusammensetzung die offene und verbandliche Förderung der Jugend erhält und ausbaut", wie es ungeniert in einer Pressemitteilung heißt. "Außerdem wolle man mit dem Lotto-Gewinn die Gewerbesteuerausfälle auffangen", so der Vorsitzende Marco Graulich.
Bleibt zu hoffen, dass das Glück der Jung-FDPler so groß ist wie ihre Klappe. Sonst dürfte sich mancher Jugendlicher, der sich tatsächlich mit dem Sparzwang der Stadt konfrontiert sieht, gar noch veräppelt fühlen. Falls am Samstag nicht mal ein 3er zustande kommen sollte, könnten die JuLis ja das Geld für den Tippschein nächste Woche in ein Leberkäs-Brötchen beim Metzger um die Ecke investieren. Das stärkt dann tatsächlich die heimische Wirtschaft und die Gewerbesteuer!
andreas jungbauer andreas.jungbauer@mainpost.de